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Horaz, Carmen 2, 11  

Wie kurz ist das Leben - Nütze und genieße es!

Alkäische Strophe:

      1    Quid bellicosus Cantaber et Scythes,

      2    Hirpine Quincti,1 cogitet2 Hadria

      3        divisus obiecto3, remittas

      4            quaerere nec trepides4 in usum5

 

      5    poscentis aevi pauca! fugit retro6

      6    levis iuventus et decor – aridáx

      7        pellente lascivos amores7

      8            canitie8 facilemque somnum.

 

      9    Non semper idem floribus est honor 8

    10    vernis neque uno luna rubens nitetx 8

    11        voltu: quid aeternis minoremx8

    12            consiliis animum fatigas?x 8

 

    13    Cur non sub alta vel platano vel hac

    14    pinu iacentes sic temere9 et rosá

    15        canos odorati10 capillos,11

    16            dum licet, Assyriaque nardo12

 

    17    potamus uncti? dissipat Euhius

    18    curas edaces. Quis puer ocius13

    19        restinguet14 ardentis Falerni

    20            pocula praetereunte lympha?x 8

 

    21    Quis devium15 scortum eliciet domo

    22    Lyden? Eburna dic, age, cum lyrax

    23        maturet,17 in comptum Lacaenae

    24            more comas religata nodum!x

 

1 Quinctius Hirpinus, reicher Römer; 2 cogitare: Böses sinnen, ausbrüten; 3 Hadria obiectus: das Bollwerk der Adria; 4 = ne trepidaveris, trepidare in + Akk: bangen um; 5 usus aevi: Bedürfnisse des Lebens; 6 retro fugere: dahin fliehen; 7 amores: Liebesfreuden; 8 arida canities: das dürre Alter; 9 sic temere: einfach, ohne Umstände; 10 odoratus 3: wohlriechend, duftend (von Rosen); 11 canos capillos: Akk. Graec. 12 Assyria nardus: assyrisches Nardenöl; 13 ocius: (so)gleich; 14 restinguo, is 3: verdünnen; 15 devius: einsam lebend 17 maturare: eilig, schnell kommen.

Betonung

Übersetzung

Was der kriegerische Kantaber und der Skythe durch die vor uns liegende Adria getrennt ausbrüten, Quinctius Hirpinus, hör auf zu fragen und bange nicht um die Bedürfnisse des Lebens, das nur wenig verlangt! Es flieht dahin die unbeschwerte Jugendzeit und ihre Anmut, wenn das dürre Alter die ausgelassenen Liebesfreuden und den leichten Schlaf vertreibt. Nicht immer haben Frühlingsblumen dieselbe Pracht, nicht immer strahlt der rötliche Mond mit demselben Antlitz: Warum quälst du deinen Verstand mit weitschauenden Plänen, denen er nicht gewachsen ist? Warum liegen wir nicht einfach entweder unter einer hohen Platane oder unter dieser Pinie die grauen Haare duftend von Rosen, solange es (noch) erlaubt ist, und trinken gesalbt mit assyrischen Nardenöl? Bacchus zerstreut die nagenden Sorgen. Welcher Sklave wird gleich die Becher feurigen Falerners mit frischen Wasser verdünnen? Wer wird die abseits wohnende Dirne Lyde aus ihrem Haus herbeirufen? Wohlan, sag ihr, sie soll schnell mit der Lyra aus Elfenbein kommen, ihr Haar nach lakonischer Mode zu einem Knoten frisiert!


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