Aus dem Leben der Römer
In Rom war die Grundlage des Privatlebens die familia. Man versteht darunter nicht nur die eigentliche Familie, sondern auch die notwendige Dienerschaft. Diese Familie bildete einen kleinen Staat für sich. Der pater familias hatte ursprünglich die volle Gewalt (potestas vitae necisque) über die gesamte Familie.
Die römische Frau (domina) lebte freier als die griechische Hausmutter. Ihr Reich war das Haus, wo sie die Freunde und Bekannten empfing. Außerhalb des Hauses machte sie Besuche und hatte Anteil an öffentlichen Lustbarkeiten, an Bädern, Festen und Spielen. Ihr Ansehen wahrte sie durch strenge Würde und Zurückhaltung. Erst in späterer Zeit griff der Sittenverfall auch auf die Frauenwelt über.
In ältester Zeit waren die Römer Bauern; körperliche Ertüchtigung schien ihnen wichtiger als Geistesbildung. Die Erziehung der Kinder war daher höchst einfach, es genügten die Grundkenntnisse im Lesen, Schreiben und Rechnen. Den wichtigsten Übungsstoff lieferte der Text der 12 Tafeln. Mit dem Eindringen griechischer Bildung kam auch ein höherer Unterricht auf. Man las in griechischer oder lateinischer Sprache einen Dichter, anfangs mit Vorliebe Homer oder die lateinische Odyssee des Livius Andronicus. Man erklärte dann die Dichtung nach Form und Inhalt; Aufsätze und Abhandlungen im Anschluss an das Gelesene führten soweit in die Rhetorik ein, dass diese Vorbildung als genügend für den gebildeten Durchschnittsmenschen galt. Auch Mädchen besuchten derartige Schulen. Wem diese Ausbildung nicht genügte, der besuchte die gelehrten Schulen griechischer Redner, z.B. in Rhodos.
Die Nationaltracht des Römers war die Toga, ein elliptisch geschnittenes Stück weißen Wollstoffes. Nur römische Bürger durften die Toga tragen. Die Toga der kurulischen Beamten (Ädil, Prätor, Konsul), ebenso die der frei geborenen Knaben war durch einen Purpurstreifen verziert. Unter der Toga trug man ein kurzärmeliges oder ärmelloses Hemd, die tunica, ebenfalls aus weißem Wollstoff. Die Tunika des Senators trug auf der Vorderseite 2 breite, die des Ritters 2 schmale Purpurstreifen, eine gestickte Purpurtunika gehörte zum Triumphalgewand. Zu Hause trug man nur die Tunika, bei feierlichen Anlässen war jedoch die Toga vorgeschrieben. Gegen Unwetter schützte die paenula, ein schwerer, vorn zugeknöpfter Mantel, oder das sagum, ein viereckiges, auf der Schulter zusammengespangtes Tuch. Als Fußbekleidung trug man zur Toga hohe Schuhe, zur Tunika Sandalen (soleae).
In Rom machte die Ansammlung vieler armer Leute die Errichtung von mehrstöckigen, kasernenartigen Häusern mit kleinen Wohnungen notwendig. Diese Zinskasernen hießen insulae, die im Erdgeschoss meist Werkstätten oder Kaufläden, in den Stockwerken enge und überfüllte Wohnungen hatten. Wer aber einigen Wohlstand genoss, bewohnte sein eigenes Haus. Vom römischen Haus können wir uns durch die Ausgrabungen in Pompeji und Herculaneum ein genaues Bild machen. Charakteristisch ist dabei die Anordnung aller Räume um den Hof, ihre einzige Licht- und Luftquelle. Nach den Höfen öffnen sich auch die Fenster, die Straßenfront war kahl und nüchtern. Durch die Haustür gelangte man in den Hauptraum des Hauses, das atrium. Durch das offene Dach des atriums dringt Licht und Luft, aber auch das Regenwasser ein. Dieses, wird in einem in der Mitte befindlichen Bassin, dem impluvium, gesammelt. Im atrium brannte ursprünglich auch das Herdfeuer, dessen Rauch durch die rußgeschwärzte Dachöffnung abzog, die dem Raum so ihren Namen gab. Das Atrium ist rechts und links von kleinen Zimmern (cubiculae) umgeben. Dem Eingang gegenüber liegt das reicher ausgestattete Zimmer des Hausherrn (tablinum), das in ganzer Breite nach dem Atrium zu offen stand. Hinter dem tablinum wurde später ein von Säulen umgebener Hof (peristylum) angelegt. Hier war der Sitz der Hausfrau, hier arbeitete sie mit den Sklavinnen inmitten der Wirtschaftsräume.
Obgleich die Rechte des pater familias denen eines absoluten Herrschers im kleinen glichen, erfreute sich doch seine Frau als Vorsteherin des Hauswesens größter Hochachtung. Ihr gewöhnlicher Aufenthalt war das Haus, da sich das Ausgehen für ehrbare Frauen im allgemeinen nicht schickte. Bei Schauspielen, festlichen Schmausereien und vor Gericht durfte die Frau erscheinen.
Die Ehe konnte von der Braut mit 12, vom Bräutigam mit 14 Jahren eingegangen werden. Eine feierlich geschlossene und vollgültige Ehe (matrimonium iustum); dabei trat die Frau in die Familie des Mannes über und die Mitgift gehörte zu seinem Vermögen. Die lex Canuleia (445 v. Chr.) gestatteten Ehen zwischen Patriziern und Plebejern. Die feierlichste Form der Eheschließung war die confarreatio (benannt nach einem Jupiter dargebrachten Opferkuchen: farreum libum), die vor dem Pontifex Maximus, dem Flamen Dialis und 10 Zeugen geschlossen wurde. Die confarreatio wurde nach und nach von einfacheren Formen der Eheschließung ohne sakralen Hintergrund abgelöst, der coemptio und dem usus. Bei der coemptio, einer symbolischen Form des Brautkaufs, schlossen Braut und Bräutigam vor 5 Zeugen die Ehe. Die Form des usus kannte keine äußere Förmlichkeit, sie hatte Gültigkeit, wenn die Gattin nach freier Willenserklärung ein Jahr lang ohne Unterbrechung im Haus des Gatten verblieb. Die manusfreie Ehe wurde rechtlich anerkannt und war auch moralisch untadelig. Die Frau blieb jedoch Angehörige ihrer bisherigen Familie; dies hatte in der Praxis besonders vermögensrechtliche Folgen. Die Kinder jedoch waren Angehörige der Familie des Mannes (manusfreie Ehe <manus = die Gewalt des Mannes über die Frau>). Sklaven konnten nur das contubernium (wilde Ehe) eingehen. Eine Verlobung konnte der Eheschließung vorangehen, war aber nicht Angelegenheit der Brautleute, sondern der Väter, von denen Mitjpg t, Tag der Eheschließung... festgesetzt wurden. Die Verlobung (sponsalia) wurde als Familienfest gefeiert, wobei wohl der Bräutigam der Braut einen Ring schenkte, sie ihm jedoch ein anderes Geschenk machte. Verlobungen waren ohne weiteres zu lösen, wie auch die Ehescheidung für den Mann mit keinen besonderen Schwierigkeiten verbunden war. Zu Ende der Republik und in der Kaiserzeit sank die Moral der Ehe, wiederholte Scheidungen (discidia, divortia) kamen vor, wobei schon eine mündliche oder schriftliche Erklärung eines der beiden Gatten genügte. (Sulla hatte 5, Cäsar 4, Pompeius 5, Antonius 4 Frauen und Tullia, Ciceros Tochter, 3 Männer, obwohl sie schon mit 30 Jahren starb.
Eheschließungen gab man auch in der stadtrömischen Zeitung (acta diurna) bekannt; sie waren ein großes Familienfest mit religiösen Zeremonien: die Braut trug eine Tunika und Toga von schneeweißer Farbe, ein rotgelbes Haarnetz (oft aus Goldfäden) und darüber einen Schleier. Ihr Haar war in 6 Flechten oder Locken geordnet. Unter dem Schleier wurde ein Blumenkranz getragen. Als Symbole ihrer künftigen Tätigkeit wurden ihr Spinnrocken und Spindel nachgetragen. Unter alten Hochzeitsgesängen bewegte sich der Zug vom Haus des Brautvaters zu dem des Bräutigams, wo die Braut über die Schwelle getragen wurde.
Die neugeborenen Kinder pflegte man vor dem Vater auf den Boden zu legen und wurden dadurch anerkannt, dass er sie aufhob; bei Knaben folgte dann am 9. bei Mädchen am 8. Tag die Namensgebung, die auch mit einer religiösen Feier und Essen verbunden war: das Kind wurde beschenkt, auch wurde ihm gewöhnlich ein Amulett als Schutz vor Bezauberung um den Hals gehängt. Der Römer der ältesten Zeit hatte nur einen Namen (Romulus), der der klassischen Zeit drei (C. Iulius Caesar), der der Kaiserzeit oft beträchtlich mehr. (Der Name besteht aus dem: praenomen, deren es aber nur wenige gab, darunter reine Zahlen wie Quintus, Sextus, Decimus, es wurde immer abgekürzt: A.=Aulus, Ann.=Annaeus, App.=Appius, C.Gaius, Cn.Gnaeus, D.Decimus, K.Kaeso, L.Lucius, Mam.Mamercus, M´. Manlius, M.Marcus, N. oder Num.=Numerius, P.=Publius, Q.=Quintus, S. oder Sex.=Sextus, Ser.=Servius, Sp.=Spurius, T.=Titus, Ti. oder Tib.=Tiberius. Das nomen gentile, oft mit Bezug auf ländliche Beschäftigung (Asinius; Ovidius: „Schäfer“); und schließlich, da bei der geringen Zahl der Vornamen diese beiden zur Unterscheidung nicht ausreichten, das cognomen, dieses wurde oft roh nach körperlichen (Naso; Naevius „mit Muttermal“; Flaccus „mit Schlappohren“) oder geistigen (Brutus) Eigentümlichkeiten gegeben.). Viele römische Namen leben noch heute: Emil, Albin, August, Claudia, Max, Moritz (Mauricius: der mauretanische), Barbara, Ursula („Bärchen).
Amtliche Geburtslisten wurden erst ab 180 n. Chr. geführt, man begnügte sich vorher mit den Bürgerlisten, in die man mit 16 Jahren eingetragen wurde. Die Römer feierten den Geburtstag als das Fest seines (deus) natalis, des Gottes, der ihn von der Geburt her schützte. Die Geburtstagsfeier wurde mit Glückwünschen, Geschenken und Festessen (vielleicht sogar monatlich) begangen. Den noch bei uns bestehenden Brauch, am Geburtstag Lichter anzuzünden, gab es auch in Rom (uralte Anschauung: Licht = Leben). (Auch der Geburtstag der Stadt Rom, der 21. April (Palilia), wurde und wird (jetzt staatlicher Feiertag) gefeiert, besonders prächtig 248 nach Chr. = 1000 jähriges Bestehen der Stadt).
Das Familienleben älterer Zeit war sehr innig. Die Mutter nährte und pflegte das Kind selbst und übte auch die ersten geistigen Einflüsse. Diesem educari in gremio matris schrieb man größte Bedeutung zu und sah darin vor allem die sittlichen und religiösen Grundlagen für das ganze weitere Leben. Dann erst folgte die Aufsicht durch Pflegerinnen, die sehr sorgfältig ausgewählt wurden (nutrices). Man war sehr darauf bedacht, dass die Kinder eine gute Aussprache erlernten und keine schlechten Gewohnheiten annahmen. In der Kaiserzeit hielt man sich griechische Kindermädchen, damit die Kinder möglichst früh und mühelos Griechisch erlernten; diese Sprache gehörte zum festen Bestand römischer Bildung. Die ganze Verantwortung auch für die weitere Erziehung lag bei den Eltern, zunächst hauptsächlich bei der Mutter, da sich der Staat darum überhaupt nicht kümmerte: staatliche Schulen oder gar Schulpflicht gab es nicht. Je nach der Vermögenslage ließ man die Kinder privat unterrichten; man nahm sich einen magister für eine Familie oder für einige Familien oder man schickte das Kind in eine Privatschule, die gewöhnlich ein gebildeter Freigelassener leitete. Das Schulgeld wurde in 8 Raten gezahlt, da die Ferien 4 Monate dauerten (Juli bis Oktober). Schreiben wurde auf Wachstafeln gelehrt, die mit einem Griffel (stilus) beschrieben wurden, Lesen im Zusammenhang mit Auswendiglernen. Als Schulbuch war die lateinische Übersetzung der Odyssee durch Livius Andronicus sehr verbreitet. Rechnen lernte man mit Steinchen und am Rechenbrett. Der Unterricht war streng; es wurde viel gescholten und geschlagen, auch Strafarbeiten gab es. Einige sind uns sogar erhalten.
Neben dem magister hatten die besseren Familien noch den paedagogus, der die Kinder auf dem Schulweg begleitete, ihnen wohl auch die Schulsachen trug und daheim die Lernaufsicht zu führen hatte. Nach diesem Elementarunterricht erteilten die grammatici höheren Unterricht, bei dem als einzige Fremdsprache wiederum Griechisch gelehrt wurde: Homer war Schulbuch, daneben die Fabeln Äsops, von Römern wurde Vergil und Horaz gelesen. Im Anschluss an die Lektüre wurden mythologische, historische und geografische Fragen besprochen, auch Redeübungen waren üblich. Der Unterricht begann sehr früh am Morgen. Knaben besuchten diesen Unterricht bis zum Empfang der Männertoga mit 16 Jahren, auch Mädchen nahmen daran teil, wenn auch in geringerem Maße. Mädchen hatten weibliche Begleitpersonen. Den Elementarunterricht für Mädchen erteilten meist die Mütter.
Vermögende Eltern schickten ihre Söhne zu weiterer Ausbildung, die etwa unseren Hochschulen entsprach, meist nach Griechenland, wie etwa Cicero seinen Sohn Quintus nach Rhodos, wo auch er selbst und Cäsar studiert hatten. Hier war der wichtigste Lehrgegenstand die Rhetorik, die man noch in Massilia, Mailand und auch in Alexandria studieren konnte. Dieser Unterricht war Sache der Männer, Mädchen konnten daran nicht teilnehmen, weshalb denn auch hochgebildete Römerinnen wie etwa Cornelia, die Mutter der Gracchen, sehr selten waren.
Im Reich, wo die Hausfrau waltete, gab es nur wenige Möbel (supellex): Tische, Stühle, Lagerstätten; Schränke waren seltener. Auf den Lagerstätten schlief, aß, las, schrieb man, unterhielt sich und ruhte aus. In dem z.T. reich verzierten Gestell waren Gurten, auf denen Strohsäcke, später Schlafmatratzen lagen. Die Kissen waren mit Gänsefedern gefüllt.
Die Kandelaber (von candela: Kerze) trugen in alter Zeit Kienspäne oder Kerzen, dann Öllampen, von denen zahllose in verschiedener Form und Ausführung erhalten sind. Auch windsichere Laternen waren im Gebrauch mit Scheiben aus Horn, geölter Leinwand und später aus Glas. Durch die im Winter verwendeten Kohlenbecken und die Öllampen litten Wohnung und Hausrat sehr: es musste täglich gescheuert werden. Zum Reinigen der Decke steckte man Schwämme an lange Stäbe.
Arme Leute verfügten meist über keine eigene Küche (coquina), sondern bezogen Speisen und Gebäck aus öffentlichen Speisehäusern (popina) oder nahmen dort ihre Mahlzeit ein. In besser gestellten Familien kochte die Hausfrau selbst mit Hilfe der Sklavinnen, bei besonderen Anlässen nahm man sich einen Mietkoch. Bei den Reichen war in der Küche ein ganzer Stab tätig: Der Oberkoch (archimagirus), dem die Bäcker und andere Köche untergeordnet waren, dazu noch sonstige Gehilfen und die Einkäufer (obsonatores), die vom Gemüsemarkt (forum olitorium) oder Fleischmarkt (macellum), wo auch Geflügel und Fische zu haben waren, das Nötige holen mussten. Mannigfaltig in Verwendung und Form war das Küchengeschirr, bemerkenswert sind die calefactoria , Töpfe mit heißem Wasser in hohlen Wänden zum Warmhalten der Speisen. Schon in republikanischer Zeit gab es Tafelservice aus schwerem Silber oder Gold.
Die Kochkunst, von der griechischen abhängig, war hochentwickelt und der in der Kaiserzeit oft geübte Luxus unvorstellbar. Die Reichen verschwendeten Unsummen aufs Essen und Trinken; dennoch sind die bekannten Ragouts aus Zungen oder Hirnen von Pfauen oder Nachtigallen vereinzelte Ausschreitungen wahnsinniger Schlemmer. Im täglichen Leben spielte das Brot eine überragende Rolle, weit mehr als bei uns. Einzelne Gerichte waren: Bratfisch in Essig, Brat- und andere Würste, Schinken in Teig ausgebacken, Backhendl, Salzgurken, Pilze, Schnecken, Pasteten, Rindfleisch, verschiedene Salate und Gemüse wie Kohl... Sehr beliebt war Schweinefleisch. Zucker fehlte, dafür hatte man Honig für Lebkuchen und anderes Backwerk. Auch Schaltiere (Meerigel, Austern...) wurden gern gegessen, aus Fischteichen mit künstlichen Austernbänken versorgten sich die Wohlhabenden mit frischen Leckerbissen, zu denen auch die Innereien und der Euter zählten.
Das Hauptgetränk war Wasser mit Wein versetzt (tagsüber auch mit Essig); daneben gab es bierartige Getränke und etwa 50 Arten von Likör: Rosenblätter, Anis, Veilchen, Myrte... Da man bei Tisch auf einen Arm gestützt lag, spielte Tischbesteck eine geringe Rolle: für Flüssigkeiten hatte man Löffel, sonst aber aß man mit der Hand, weshalb denn auch die Speisen zerkleinert auf den Tisch kamen. Um so wichtiger war demnach die Serviette (mappa) zum Abwischen der Finger, die man aber auch an Brotstücken reinigte, welche dann die Hunde bekamen (“Brosamen”).
Das römische Küchenwesen hat das germanische sehr beeinflusst, und wir übernahmen unsere ganze Kücheneinrichtung, viele unserer Speisen und ihre Zubereitung, auch sehr viele Gewürze aus dem Süden. Cf. folgende Lehnwörter:
acetum: Essig
caseus: Käse
caulis, colis: Kohl
caupo: Wirt, Kaufmann
cerasus: Kirsche
coquere: kochen
coquina: Küche
corbis: Korb
cortex: Kork
cucurbita: Kürbis
cuminum: Kümmel
κίστη, cista Kiste
laurus Lorbeer
lens Linse
malum Persicum Pfirsich (persischer Apfel)
menta Minze
oleum Öl
petroselinon Petersilie
piper Pfeffer
pirum Birne
radix Rettich, Radieschen
rha barbarum Rhabarber
saccus Sack
sapa Saft
sinapi Senf
traiectorium Trichter (Maas-tricht, U-trecht)
vinum Wein
Die Römerin trug die tunica interior, ein ärmelloses Hemd, das unter die Knie reichte und eng anlag. Darüber dann die stola und beim Ausgehen noch die palla. An Stoffen standen Schafwolle, Baumwolle (importiert), Leinen und Seide (aus China) zur Auswahl.
Körperpflege war beiden Geschlechtern sehr wichtig. Man badete täglich privat oder in den prächtigen öffentlichen Bädern, wo man allerdings leicht und oft bestohlen wurde. Viel Zeit und Mühe kostete den römischen Damen die Pflege ihres Haares. Wie zu allen Zeiten unterlag die Frisur sehr der Mode: in alter Zeit kämmte man das Haar in einfachen Wellen mit oder ohne Scheitel nach hinten, dann flocht man Zöpfe, die man kranzartig um den Kopf legte; geschmackvoll wurde das Haar durch Binden, Hauben oder Netze belebt. In der späteren Republik schon setzte sinnloser Luxus ein: Friseusen wurden eingestellt, die ähnliche Ungetüme auftürmen mussten wie im französischen Rokoko, dabei wurde fremdes Haar als Perücken oder Einlagen verwendet. Die Mode schwankte so sehr, dass vornehme Damen sich glatzköpfige Porträtstatuen machen ließen, um ihnen eine Perücke mit der jeweils modernen Frisur aufsetzen zu können. Besonders begehrt waren Perücken aus blondem Haar germanischer Frauen. Steckkämme waren üblich und kostbare Haarnadeln mit Ösen, durch die man Perlenschnüre zog. Körperhaare wurden entfernt, teils rasiert, teils mit der Pinzette ausgerupft. Das Haar und auch den Körper pflegten die Damen mitunter so reichlich zu parfümieren, dass Cicero sagte: mulieres ideo bene olere, quia nihil olebant, videbantur. Neben vielerlei Salben, Pomaden und Parfums wurden auch Pastillen gegen Mundgeruch von beiden Geschlechtern gern genommen. Im Bedarfsfall standen auch falsche Zähne zur Verfügung, die wie die echten eifrig geputzt wurden. Die Augenbrauen und Wimpern wurden mit Kienspanruß schwarz, die Wangen und Lippen mit Mennige rot, der ganze Körper mit Bleiweiß blass und die Adern an den Schläfen blau gefärbt. Kein Wunder, dass Lukan meinte, dass mancher seine Dame für eine Meerkatze oder einen Pavian hielte, wenn er sie vor der Morgentoilette sehen könnte.
Zur Verfeinerung des Teints legten sich die Frauen auch Masken aus Brot und Eselsmilch, ja sogar Krokodilskot, nachtsüber aufs Gesicht, auch vom Waschen oder gar Baden in Eselsmilch versprach man sich Schönheit.
Berufstätige Frauen gab es bei den Römern nicht; Schauspielerinnen, Tänzerinnen oder Kellnerinnen wurden sehr gering geachtet.
Im religiösen Leben stand die Frau dem Mann nach: die offiziellen Opfer zu Hause und in der Öffentlichkeit vollzog der Mann, sofern nicht für bestimmte Gottheiten Priesterinnen bestellt waren. Die Hausfrau hatte nur die Pflicht, das Bildnis des Familiengeistes (lar) zu bekränzen.
Die Frau des obersten Jupiterpriesters (flamen Dialis) spielte aber im religiösen Leben eine besondere Rolle, die aber weit mehr durch Pflichten als durch Rechte bestimmt war: sie musste eine eigene Frisur tragen mit einem Purpurschleier, ihre Schuhe mussten aus dem Leder von Opfertieren sein. Sie war die Priesterin der Iuno und nach ihrem Tod musste der Gemahl sein hohes Amt niederlegen.
Bei den Matronalia, einem Fest der Iuno am ersten März, traten die Frauen in den Vordergrund: in allen Häusern wurde für das Eheglück geopfert, die Frauen bekamen Geschenke (wie am Muttertag) und bewirteten die Sklaven.
Es gab auch religiöse Feiern (Mysterien), an denen nur die Frauen teilnehmen durften, so z.B. am Fest der Magna Mater (Kybele) vom 22. bis 27. März. Der 1. April war der Venus geweiht und an diesem Tag wurde sie von den Ehefrauen angerufen. Auch das Fest der Bona Dea am 3. und 4. Dezember wurde bei nächtlichen Opfern nur von den Vestalinnen und Frauen begangen.
Höchst angesehen waren die Vestalinnen, die 30 Jahre lang im Dienste der Vesta ein nonnenartiges Dasein führten. Es gab ihrer 6 und sie mussten den vornehmsten Familien entstammen. Ihr Haar wurde geschoren und sie trugen nur weiße Gewänder. Wer sie beleidigte, war des Todes und selbst der Konsul machte ihnen Platz und ließ vor ihnen die fasces senken. Kein Mann durfte ihren Wohnkomplex betreten, der sich an den Vestatempel anschloss, wo sie das ewige Feuer zu unterhalten hatten. Erlosch durch ihre Schuld dieses heilige Feuer, dann schlug sie der Pontifex Maximus bis aufs Blut. Brach eine ihr Keuschheitsgelübde, dann wurde sie ausgepeitscht und lebend eingemauert. Ihre Vorsteherin war die Virgo Vestalis Maxima. Das Fest der Vesta (Vestalia am 6. Juni) wurde von den Frauen, Müllern und Bäckern gefeiert, weil man der Vesta das tägliche Brot dankte.
Eine traurige Rolle spielten die Frauen als gemietete Klageweiber (praeficae); ältere Frauen traten als zauberkundige Helferinnen auf, sei es, um vor dem bösen Blick zu schützen oder vor Verfluchungen, sei es aber auch, um anderen damit Unglück an den Hals zu wünschen. Auch Liebesangelegenheiten suchte man mit Hilfe solcher Zauberweiber in gewünschter Weise zu lenken.
Der Leichnam wurde entweder verbrannt (Totenfeier für Caesar) oder bestattet. Vorher nahm man vom Gesicht vornehmer Toter eine Wachsmaske (ius imaginum); dann fand eine Aufbahrung und Totenklage (Klageweiber: praeficae) statt. Im Leichenzug gingen scheinbar auch die Ahnen des Verstorbenen, nämlich Schauspieler mit deren Amtstracht und Maske. Die Hinterbliebenen trugen Trauerkleider (sordidati, Gegensatz albati). Ein Verwandter, meist der Sohn, kein Geistlicher, hielt die Trauerrede (laudatio funebris). Der Tote erhielt Beigaben und seine Amtstracht.
Vornehme wurden in reich skulptierten Steinsärgen bestattet, die zu Tausenden erhalten sind. Für Ärmere behielt man die billigere Verbrennung bei und barg die Asche oft in einem Glasgefäß, das man beisetzte. Das Christentum beseitigte die Verbrennung. Die Speisung der Seele des Toten, die die Volksreligion sich menschlich hungernd und dürstend dachte, erfolgte bisweilen noch in römischer Zeit durch Tonröhren, durch die man Spenden in das Grab goss.
Die Allervornehmsten (Augustus, Hadrian) wurden in der Stadt Rom beerdigt, alle anderen vor den Toren längs der Straßen. Dort errichtete man für die Aschenurnen (Columbarien) und für die Särge kostbare Totenhäuser.
Die römische Arbeitswoche umfasste nicht sieben, sondern acht Tage, der achte (nundinae) war arbeitsfrei. In alter Zeit fuhr an diesem Tag der Bauer in den nächsten Markt und bot dort seine Erzeugnisse zum Kauf an. Im Jahresablauf galten die dies fasti als die Tage, die für Arbeit und Geschäft günstig waren, an den dies nefasti ruhte die Tätigkeit bei den Behörden. An den dies atri vermied man jedes wichtige Unternehmen; diese „schwarzen Tage“ erinnerten die Römer an schwere Niederlagen und Unglücksfälle.
Viele Römer arbeiteten im Staatsdienst und wurden auch vom Staat entlohnt, daneben gab es viele Händler, Kaufleute, Handwerker: argentarii: Geldwechsler, Bankiere; aurifices: Goldschmiede; caligarii: Stiefelmacher; catabolenses: Fuhrmänner; caupones: Gastwirte, Weinhändler; fabri: Zimmerer; fabri armorum: Waffenschmiede; fructuarii: Obsthändler; infectores: Färber; intestinarii: Kunsttischler; macellarii: Fleischwarenhändler; magnarii: Großhändler; nummularii: Geldmakler; olitores: Gemüsehändler; pastilarii: Konditoren; peponarii: Melonenverkäufer; pigmentarii: Salbenhändler, Spezereienhändler; piscatores: Fischer; pistores: Bäcker, Müller; pomarii: Obsthändler; saburrarii: Ballastlader; siliginarii: Bäcker; sutores: Schuhmacher; textores: Weber; tonsores: Barbiere; vestifici Schneider; vinarii: Weinzwischenhändler; vitrearii: Glasmacher...
Die Möglichkeiten für die Freizeit waren neben der großen Anzahl der dies nefasti auch deshalb so günstig, weil die Arbeitszeit pro Tag nur 6 Stunden betrug. Viele Tätigkeiten wurden von Sklaven verrichtet, daher gab es besonders in Rom viele freie Bürger, die nur eine Teilzeitbeschäftigung hatten oder überhaupt keiner Arbeit nachgingen. Diese Leute lebten von den Tischen der Reichen und von öffentlichen Getreidespenden. Viele hatten auch Einkünfte aus Mieten.
Als Erholungsraum bot sich vor der Verbauung das Marsfeld an, auf dem man sich auch sportlich betätigen konnte. Da sich das Leben in den südlichen Ländern hauptsächlich auf der Straße abspielte, waren schattige Säulenhallen, Brunnen, Buch- und Friseurläden beliebte Treffpunkte. Die riesigen Thermen waren in der Kaiserzeit das eigentliche Freizeitzentrum einer antiken Stadt. Neben den Badeeinrichtungen boten sie Erholung und Entspannung in den dazugehörigen Sportanlagen, Bibliotheken und Leseräumen. Die Eintrittspreise waren so niedrig, dass sich auch die Ärmsten den täglichen Besuch leisten konnten. Oft war der Zutritt durch großzügige Spenden des Kaisers oder eines Privatmannes auch kostenlos. Viel Zeit verbrachte der Römer auch im Zirkus und im Amphitheater. Die dargebotenen populären Vergnügungen dienten einer fragwürdigen Unterhaltung und befriedigten die Schaulust der Massen der Hauptstadt.