Home   Grammatik   Links   Metrik   Realien   Schriftsteller   Inhalt


Plinius, Briefe VII 26

Gesundheit - als Gesunde so bleiben, wie wir als Kranke sein wollen

C. PLINIUS MAXIMO SUO S.

Nuper me cuiusdam amici languor1 admonuit, optimos2 esse nos, dum infirmi sumus. Quem enim infirmum aut avaritia aut libido sollicitat?3 Non amoribus servit, non appetit honores, opes neglegit et quantulumcumque,4 ut relicturus, satis habet. Tunc deos tunc hominem esse se meminit, invidet nemini,  neminem miratur,  neminem despicit, ac ne sermonibus quidem malignis aut attendit5 aut alitur: balinea imaginatur6 et fontes. Haec summa curarum, summa votorum mollemque in posterum et pinguem, si contingat evadere, hoc est innoxiam beatamque destinat7 vitam.

Possum ergo, quod plurimis verbis, plurimis etiam voluminibus philosophi docere conantur, ipse breviter tibi mihique praecipere, ut tales esse sani perseveremus,8 quales nos futuros profitemur infirmi.

Vale.


1
languor, oris: Krankheit; 2 bonus sum: es geht mir gut; 3 sollicitare: beunruhigen, aufregen; 4 quantulucumque satis habere: mit ganz wenig zufrieden sein; 5 attender: seine Aufmerksamkeit zuwenden; 6 imaginari: träumen von etwas; 7 destinare: sich vornehmen; 8 perserverare: bleiben
 

Übersetzung

C. Plinius grüßt seinen Maximus

Neulich erinnerte mich die Krankheit irgend eines Freundes, dass es uns am besten geht, solange wir krank sind. Denn welchen Kranken beunruhigen Habsucht oder Leidenschaft? Er ist kein Sklave von Liebschaften, strebt nicht nach Ehren, kümmert sich nicht um Geld und ist mit ganz wenig zufrieden, wie einer, der im Begriff ist, es zurückzulassen. Dann erinnert er sich, dass es Götter gibt, dann, dass er ein Mensch ist, er beneidet niemanden, bewundert niemanden, verachtet niemanden und  wendet üblem Gerede weder seine Aufmerksamkeit zu, noch nährt er eines: er träumt von Bädern und Heilquellen. Das ist seine größte Sorge, sein größter Wunsch und er nimmt sich für die Zukunft, wenn es ihm gelingen sollte davonzukommen, ein angenehmes und behagliches, das heißt ein unschuldiges und glückliches Leben.

Ich kann also, was Philosophen mit sehr vielen Worten und auch mit sehr vielen Büchern zu lehren versuchen, selbst für dich und mich kurz zusammenfassen, dass wir als Gesunde so bleiben, wie wir uns als Kranke sein zu wollen vornehmen.

Leb wohl!


HOME  Home      LATEIN  Schriftsteller